Für ein regelhaftes Funktionieren des Gehöres ist unter anderem der Druckausgleich zwischen dem Nasen-Rachen-Raum und dem Mittelohr über die so genannte Ohrtrompete (Tube) erforderlich.
Störungen dieser Funktion sind möglich durch Verkrümmung der Nasenscheidewand, kindliche Adenoide („Polypen“), Polypen bei chronischer Nasennebenhöhlenentzündung im Erwachsenenalter, Schleimhauterkrankungen der Nase und des Rachens (auch allergisch bzw. durch schleimhautschädigende Substanzen der Umwelt bzw. in Zigarettenrauch).
Eine Störung der Tubenfunktion führt zu Hörverlust (vor allem bei Kindern im sprachsensiblen Alter von großer Bedeutung, in der Regel verstärkt durch Ergussbildung des Mittelohres), Ohrgeräusche, Druck im Ohr bzw. ohrnah, Schmerz der gleichen Region, seltener Schwindel im Sinne von Unsicherheit und Benommenheit bis Schwarzwerden vor den Augen für Sekunden, z.B. nach Schneuzen. Wesentlich ist, dass all diese Beschwerden vielfältige Ursachen haben können, mithin nicht aus deren Vorliegen auf die -prinzipiell harmlose -Störung der Tubenfunktion geschlossen werden darf. Grundsätzlich ist bei Neuauftreten deshalb die fachärztliche Befundung erforderlich, z.B., um einen Hörsturz auszuschließen.
Behandelt wird die Tubenfunktionsstörung durch Verbesserung der Nasenfunktion (Meidung schädigender Substanzen, abschwellende bzw. fettende Medikamente, Nasendusche, Inhalationen, ggf. mit Überdruck), Durchblasen der Ohrtrompete (Politzer- bzw. Valsalva-Manöver) oder operativ (z.B. Entfernung der Rachenmandel des Kindes – „Polypenoperation“ – , Korrektur der Nasenscheidewand beim Erwachsenen, Trommelfellschnitt – Paracentese bzw. Paukenröhrchen bei hartnäckigen Ergüssen des Mittelohres – ).
Behandlung der Tubenfunktionsstörung
Für die Behandlung der akuten, wie chronischen, Tubenfunktionsstörung kommt neben der grundlegenden Verbesserung der Nasenfunktion, sowie operativen Maßnahmen, die Tubendurchblasung in Betracht. Es handelt sich hierbei um schonende Methoden, die bei richtiger Durchführung ohne wesentliches Risiko sind, auch bedenkenlos häuslich fortgeführt bzw. intensiviert werden können.
1. Valsalva-Versuch
Beim Valsalva-Manöver wird durch Erhöhung des Druckes im Nasen-Rachen-Raum und Verschluss der Nase die Luft unter relativem Überdruck durch die Tube ins Mittelohr geblasen. Hierzu muss, nach tiefer Einatmung, die Nase mechanisch verschlossen werden (Zusammenpressen der Nasenflügel beidseits knapp oberhalb des Nasenganges). Der Mund bleibt ebenfalls fest geschlossen. Die eingeatmete Luft wird in dieser Position „ausgeatmet“. Hierdurch gelangt sie über die Tuben in den Mittelohrraum und stellt den geforderten Druckausgleich her. Anschließend ist die überschüssige Luft, relativer Überdruck, durch Schlucken mit geöffneter Nase, jedoch weiterhin verschlossenem Mund abzubauen. Das Manöver muss in einer Sitzung mehrfach wiederholt werden. Es empfiehlt sich für eine regelmäßige Durchführung, zumindest morgens und abends, über mehrere Tage.
2. Politzer-Manöver
Die zugrunde liegenden physikalischen bzw. theoretischen Voraussetzungen entsprechen denen des Valsalva-Versuches. Abweichend wird, anstelle des Nasenverschlusses, die Olive (Spitze) des Ballons einseitig in die Nasenöffnung eingeführt, die Gegenseite durch leichten Druck des Zeigefingers verschlossen. Die Achse des Ballons zeigt zum mittleren Augenwinkel der Gegenseite. Beim Aussprechen eines Wortes mit mehreren „k“ wird der Ballon kurz mit der umschließenden Hand zusammengepresst. Geeignete Wörter sind Jakob, Coca Cola, Kuckuck. Durch das Aussprechen k-reicher Worte wird der Schluss des Gaumensegels im Rachen erreicht. Die eingepresste Luft kann, während die andere Nasenseite verschlossen ist, sofort in die Ohrtrompete der behandelten Seite eindringen. Nach jedem Einzelmanöver ist durch Schlucken, wie oben dargestellt, überschüssiger Druck abzubauen. Der Versuch soll pro Sitzung mehrfach wiederholt werden. Bis zum Erfolg sind zumindest zwei Sitzungen täglich erforderlich.