Erkrankungen des Kehlkopfes

Erkrankungen des Kehlkopfes und der Trachea

Die wichtigsten Krankheitsbilder

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen funktionellen und organischen Stimmstörungen.

Bei den funktionellen Stimmstörungen zeigt die einfache Untersuchung des Kehlkopfs keine anatomischen Veränderungen. Die Stroboskopie ermöglicht es, einen eventuell fehlerhaften Ablauf der Stimmbandschwingungen zu erkennen. In der Mehrzahl der Fälle sind funktionelle Stimmstörungen durch eine Stimmübungsbehandlung (Logopädie) gut zu beeinflussen. 

 

Bei organischen Stimmstörungen sind strukturelle Veränderung im Bereich des Kehlkopfs sichtbar. Die Stroboskopie ist hier eine wichtige Untersuchung, um die genaue Art und das Ausmaß der Schädigung -vor der Einleitung einer geeigneten Therapie- festzulegen. Für eine stroboskopische Untersuchung wird das Kehlkopfinnere mit Hilfe eines Endoskops auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. Durch ein speziell gesteuertes Blitzlicht kann die Schwingung der Stimmbänder in einer Art Zeitlupe studiert werden. Dies ist notwendig, da die menschlichen Stimmbänder so schnell schwingen, dass sich die einzelnen Bewegungen der Betrachtung mit dem normalen Auge entziehen. Die Untersuchung gleicht einer ganz normalen Kehlkopfspiegelung und ist nicht schmerzhaft. Eine moderne digitale Videoarchivierung erlaubt jederzeit einen raschen Vergleich mit früher erhobenen Vorbefunden. 

Die einseitige Stimmbandlähmung

Die einseitige Lähmung eines Stimmbands führt zu Heiserkeit, da sich die Stimmbänder nicht mehr vollständig in der Kehlkopfmitte aneinanderlagern können. Durch diesen Restspalt entweicht unkontrolliert „wilde Luft“, die Stimme ist verhaucht und der Patient neigt zu Kurzatmigkeit. Ursache ist ein Nervenschaden, der zunächst durch eine elektrophysiologische Untersuchung genauer abgeklärt werden sollte. Wenn nach 6-9 Monaten keine ausreichende Erholung eingetreten ist sollte eine stimmverbessernde Operation erwogen werden. Hier stehen zwei unterschiedliche Operationstechniken zur Verfügung. Bei der endoskopischen Stimmband-Augmentation wird eine Substanz in das gelähmte Stimmband eingespritzt, dadurch wird der Restspalt zur gesunden Gegenseite verkleinert. Bei der Thyroplastik wird über einen Hautschnitt am äußeren Hals das knorpelige Skelett des Kehlkopfs eröffnet. Dann wird ein Implantat aus Titan eingesetzt, welches das gelähmte Stimmband in die Mitte verlagert. Auch hier wird also der Restspalt verkleinert. Welcher der genannten Eingriffe für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist kann nur im Einzelfall und in enger Abstimmung mit dem Betroffenen entschieden werden. Im Regelfall führen beide Verfahren zu einer praktischen Normalisierung der Stimmfunktion.

Reinke-Ödem

Bei diesem Krankheitsbild kommt es zu einer Verdickung der Stimmbänder durch Einlagerung einer wasserartigen Substanz. Die Stimme wird tiefer und rauer, in ausgeprägten Fällen kann eine Atmungsbehinderung hinzutreten. Es sind fast immer Frauen betroffen. Ursachen sind zumeist jahrelanges Rauchen in Verbindung mit einer stimmlichen Überlastung/Fehlbelastung. Die Erkrankung ist gutartig. Die Behandlung besteht üblicherweise in einer Stimmübungsbehandlung (Logopädie). Bei weiter fortgeschrittenen Fällen ist eine endoskopische mikrochirurgische Operation an den Stimmbändern erforderlich.

Polyp

Unter Stimmbandpolypen versteht man gutartige Gewebeneubildungen. Sie stören den Ablauf der Stimmbandschwingungen und führen deshalb zu Heiserkeit. Eine konservative Therapie ist nur im Ausnahmefall erfolgreich. Die Therapie der Wahl ist daher die endoskopische mikrochirurgische Operation zur Abtragung des Polyps.

Zyste

Wenn sich eine kleine Drüse in der Schleimhaut eines Stimmbands verschließt, sammelt sich ihr Sekret an und bildet eine Zyste. Dadurch wird die Schwingungsfähigkeit des Stimmbands eingeschränkt, die Stimme wird heiser. Eine Zyste ist nur durch eine Operation zu behandeln. Dabei wird unter hoher mikroskopischer Vergrößerung im Rahmen eines endoskopischen Eingriffs die Zyste so ausgeschält, dass die Schleimhaut des Stimmbands möglichst vollständig erhalten bleibt.

Knötchen

Stimmbandknötchen treten typischerweise in Folge einer übermäßigen Stimmbelastung auf. Sie sind nahezu immer an beiden Stimmbändern zu beobachten. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. Eine chirurgische Abtragung ist nur im Ausnahmefall sinnvoll. Die Therapie ist die intensive Stimmübungsbehandlung (Logopädie).

Granulom

Oft werden Granulome nur zufällig im Rahmen einer allgemeinen HNO-ärztlichen Untersuchung entdeckt, da sie meist keine Heiserkeit verursachen. Ursächlich ist häufig ein Rückfluss von saurem Magensaft über die Speiseröhre in den Kehlkopf. Diese Überproduktion von Magensäure muss daher im Rahmen weiterer Untersuchungen gesichert und behandelt werden. Dies ist der wichtigste Teil der Behandlung. Granulome haben eine starke Neigung, nach einer chirurgischen Abtragung erneut aufzutreten. Wiederholte Abtragungen sind bei gesicherter Diagnose daher nicht sinnvoll.