Differenzialdiagnostische Methoden

1. Sprache im Hörschall

Abhängig vom Lebensalter wird mit dem Göttinger Kindersprachtest bzw. Freiburger Erwachsenenmaterial im Störschall audiometriert. Die Untersuchung simuliert das Hören in einer Geräuschkulisse, zum Beispiel in einer Schulklasse. Gemessen werden Sprachverständnis im freien Schall bei 65 dB ohne und mit 60 dB im Störschall.

2. Hörfeldskalierung

Die Hörfeldskalierung misst das subjektive Lautheitsempfinden der Testperson. Bei Überschreiten der Unbehaglichkeitsschwelle für die Gesamtpopulation ergibt sich der Verdacht auf Hyperakusis (Über- bzw. Fehlhörigkeit). Es werden vier Hörsequenzen gemessen.

3. Dichotischer Hörtest

Beim Dichotischen Hörtest nach Feldmann bzw. Uttenweiler wird Sprachmaterial altersadäquat über beide Ohren gleichzeitig eingespielt (komplexe zusammengesetzte Wörter). Gemessen wird die Verständlichkeit pro Ohr in Prozent. Ist die Verständlichkeit deutlich herabgesetzt, spricht dies für eine zentrale Verarbeitungs- bzw. Synthesestörung. Trotz peripheren Normalgehöres ermittelt sich dann ein schwächeres Ohr.

4. Untersuchungen der basalen Funktionen komplexen Hörens (Low-Level-Funktionen)

a. Tonhöhen Unterscheidungsvermögen

Das Erkennen der Tonhöhe, auch bei der Sprachverarbeitung, ist essentiell zum Sprachverständnis.

b. Tonlücke

Die Lückenerkennung (Gap Detection) liefert eine Information über das Erfassens von Einheiten bzw. die Informationsgewinnung aus Pausen beim Verstehen gesprochener Sprache.

c. Tonpegel

Die Lautheitserkennung ist Voraussetzung für das gefilterte Sprachhören in lärmender Umgebung.

d. Akustische Ordnungsschwelle (Zeitordnung)

Die akustische Ordnungsschwelle ist das Maß der kleinsten erforderlichen Zeitdauer zwischen als unterschiedlich zu erkennenden Impulsen. Eine niedrige Ordnungsschwelle ist Voraussetzung für das Verständnis rasch gesprochener Sprache.

e. Visuelle Ordnungsschwelle

Analog zur akustischen repräsentiert die visuelle Ordnungsschwelle das Maß der kleinstmöglichen Signalunterscheidung innerhalb des visuellen Systems. Diese Fähigkeit ist von grundlegender Bedeutung für den Schriftspracherwerb.

f. Seitenordnung

Die so genannte Lateralität kennzeichnet die Fähigkeit, über Richtungsgehör, eine Geräuschquelle im Raum zu orten. Bei der Low-Level-Funktionsprüfung kommt hierfür die Grobunterscheidung rechts-links zur Anwendung.5. Die Bestimmung der Hörmerkspanne (Mottier-Test)

Mit dem Mottier-Test wird die so genannte Hörmerkspanne gemessen. Sie zeigt die Fähigkeit sinnlose, unsystematisch gereihte, gesprochene Silben im Kurzzeitgedächtnis zu speichern und zeitnah wieder abzurufen.